Als ich ganz weit unten war,
fing ich zu schreiben an. Was war es, dass mich, trotz allen Widrigkeiten, bis hin zur Bewusstlosigkeit, weiter leben ließ? Es war mein Gefühl für Schönheit, mein Reichtum. Automatisch richtete ich, um zu überleben, meinen Fokus darauf.
Die wahre Geschichte einer Frau
Mit einer Münchner Mutter und einem ukrainischen Vater wurde ich im Oktober 1958 geboren, bereit für das Leben auf der Erde, reichlich ausgestattet mit Vertrauen, Neugier, Fantasie, Sensibilität, Gefühl, Intelligenz, Liebe, Gesundheit und vielen Fragen.
Was ich damals noch nicht wusste, war, dass wir arm waren. Arm an Nahrung, Verständnis, Chancen, Gefühlen, sowie Geld, Bildung und Antworten. Aber auch arm an Nähe, Zusammenhalt, Frieden, Zielen, Hoffnung, Freunden und Verwandten.
Meist unbeachtet, wuchs ich wie Unkraut auf, völlig unbemerkt, vernachlässigt, wildwüchsig und dennoch voller Schönheit. Gleichwohl hatte ich keine Wurzeln, da ich ständig an verschiedenen Orten war; immer woanders, ohne jemals ein wirkliches Zuhause zu haben.
Meine Kindheit erscheint mir wie ein großer, leerer Raum, in dem ein kleines Mädchen alleine in der Ecke sitzt und wartet, wann endlich jemand ihre zahlreichen Fragen beantwortet, mit ihr spricht und sie in den Arm nimmt.
Angesichts dieser Leere fing ich schon früh an, mir eine bunte Welt auszumalen, von der ich glaubte darin überleben zu können.
Was wird wohl aus dem vertrauensvollen, fantasievollen, sensiblen Mädchen welches in ein Leben, das Elend und Fülle vorausahnen ließ, geboren wurde?
Wird sie es schaffen ihren inneren Reichtum mit der äußeren Armut in Einklang zu bringen? Und wie? Welche ihrer zahlreichen Begabungen werden überleben? Wie viel wird davon übrig bleiben und was wird für immer zerstört sein?